Wednesday, August 7, 2013

Widerspruch nicht erlaubt - Zensiert bei Donner und Doria - 3

Update: Beim vierten Versuch ist es mir dann doch noch gelungen, meinen Kommentar unter dem Artikel zu posten.

-----
Ulrich Kulke, Journalist und Autor der Zeitung Die Welt hat wieder mal einen Artikel in seinem Blog verfasst, unter dem Titel, "'Economist': IPCC verringert Schaetzungen ueber den Temperaturanstieg". Nachdem ich dreimal versucht habe, einen Kommentar unter dem Artikel zu posten und der Kommentar jedes mal spurlos verschwunden (worden) ist, gehe ich davon aus, dass fachkundiger Widerspruch zu Kulke's Artikel nicht zugelassen wird. Der Kommentar spricht nur einige Punkte an. Mehr ist noch falsch in Kulke's Artikel, auf das ich nicht eingegangen bin. Ich dokumentiere den zensierten Kommentar hier:

----- snip -----
Herr Kulke, Sie behaupten:

Zum einen die inzwischen allgemein anerkannte Tatsache, dass die Erdatmosphäre – wohlgemerkt trotz weiter deutlich steigender CO2-Werte – seit eineinhalb Jahrzehnten gar nicht mehr wärmer geworden ist, die globale Erwärmung also eine Pause eingelegt hat, die viele noch lange nicht als beendet ansehen. Diese Entwicklung hatte 2007 noch kaum jemand auf seinem „Klimaradar“. Wer sie vorausgesagt hätte, wäre ins Lächerliche gezogen worden. Vielmehr galt es da noch als unumstößliche Tatsache, dass wir keine Winter mehr erleben dürften.

Wie bitte? 2007 soll es als unumstoessliche Tatsache gegolten haben, dass es auf dem Planeten Erde keine Winter mehr geben duerfte? Was fuer einen gewaltigen Baeren versuchen Sie, Ihren Lesern hier aufzubinden? Bitte bringen Sie doch Belege fuer Ihre Behauptung.

Globale Erwaermung ist auch nicht lediglich Erwaermung der Troposphaere. Globale Erwaermung umfasst auch die Erwaermung des Lands, der Ozeane und die Energie, die in das Schmelzen der polaren Eiskappen und der Gletscher weltweit geht. Weder das eine, noch das andere hat eine Pause eingelegt, sondern diese Prozesse haben sich auch in der letzten Dekade, in der die globale Erwaermung angeblich nicht mehr stattgefunden haben soll, fortgesetzt. (Fuer den ozeanischen Waermehaushalt von 1955-2010, siehe Levitus et al., GRL, 2010, doi:10.1029/2012GL051106, fuer die aktualisierten Daten siehe die NOAA website zum globalen ozeanischen Waermeinhalt). Ca. 90% der Energie, die durch die Stoerung in der Strahlungsbilanz durch das Ansteigen der atmosphaerischen Treibhausgase im System akkumuliert wird, geht in die Ozeane. Fuer die Diagnose, ob die globale Erwaermung eine Pause eingelegt hat, ist also das, was in den Ozeanen vor sich geht, von viel groesserer Bedeutung. Und die empirischen Daten hier bezeugen, dass die globale Erwaermung eben nicht aufgehoert hat. Es sind die Ozeane, die die Atmosphaere erwaermen. Nur ist der Energieaustausch, der zum grossen Teil durch Wasserverdunstung von den Ozeanen und folgendes Freisetzen latenter Waerme in der Atmosphaere erfolgt, ein nichtlinearer Prozess. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die fortgesetzte Erwaermung der Ozeane auch zu neuen globalen Rekordwerten der Temperatur der Troposphaere und an der Oberflaeche seit Beginn der instrumentellen Messungen fuehrt. Und es ist auch nur eine Frage der Zeit, bis auch der globale Temperaturtrend seit 1998, das Jahr eines sehr starken El Ninos, der einen starken Einfluss auf die Statistik hat, wenn man nur kurze Zeitintervalle fuer die Analyse mit dem Jahr 1998 in der Naehe des Anfangs des Intervalls nimmt, statistisch signifikant wird.

Die Behauptungen ueber den angeblichen Stop der globalen Ewaermung, die von den "Klimaskeptikern" verbreiten werden, stuetzen sich ja auch nur auf den Fakt, dass der Temperaturtrend in der Troposphaere und an der Oberflaeche ueber ein absichtlich cherry-picked Zeitintervall, z.B. seit 1998, nicht statistisch signifikant ist. Dabei wird missachtet, dass ein Mangel an statistischer Signifikanz eines Trends in einer Zeitserie nicht die Schlussfolgerung erlaubt, dass kein Trend vorhanden sei, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Trend nur von den Fluktuationen in der Zeitserie maskiert wird und die statistische Nullhypothese nur wegen eines zu schmalen Datensamples nicht zurueckgewiesen werden konnte. Um ein Argument mit empirischer Substanz zu haben, dass der Temperaturverlauf in der Troposphaere/an der Oberflaeche seit 1998 tatsaechlich einen Trendwechsel anzeigt, muesste zumindest gezeigt werden, dass dieser Temperaturverlauf vom Erwaermungstrend, der seit ca. Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts feststellbar ist, statistisch signifikant unterscheidbar ist. Diejenigen, die die "Pause" der globalen Erwaermung behaupten, haben da allerdings bisher nichts mit Substanz geliefert. Cherry-picking und falsche statistische Argumente sind die Instrumente der sogenannten "Klimaskeptiker".

Methodisch falsch ist auch das schlichte Gegenueberstellen von CO2-Anstieg und Temperaturverlauf ueber die letzten 15 Jahre, und dann zu behaupten, dass die Diskrepanz zwischen beiden im Widerspruch zu dem stehen wuerde, was die mainstream-Klimawissenschaft sagen wuerde. Das ist ein beliebtes Strohmannargument der "Klimaskeptiker". CO2 oder allgemeiner die Treibhausgase sind nicht die einzigen Faktoren fuer den Energiehaushalt im Klimasystem und fuer den Temperaturverlauf. Abgesehen von natuerlicher, unforcierter Variabilitaet im Klimasystem, z.B., im Zusammenhang mit der ENSO-Variabilitaet, gibt es z.b. auch noch Aerosole in der Atmosphaere, und es gibt auch den 11-jaehrigen Solarzyklus. Man muss die Aenderung des Energiehaushalts des Klimasystems mit der Aenderung der Summe aller Forcings, die die Energiebilanz stoeren vergleichen, nicht nur mit der Stoerung durch das CO2. Die Solaraktivitaet hatte im Jahr 2000 ein Maximum, und das Minimum im Zyklus war dann im Jahr 2008. Die Forcingdifferenz zwischen Solarminimum in 2008 und Solarmaximum in 2000 durch die Aenderung im totalen solaren Energiefluss betraegt ca. -0.25 W/m^2. Das entspricht vom Betrag her ungefaehr dem zusaetzlichen Forcing durch den gegenwaertigen CO2-Anstieg in der Atmosphaere ueber einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. So, der Uebergang vom Solarmaximum zum -minimum von 2000 bis 2008 allein konnte den Anstieg des CO2 ueber die gleiche Zeitperiode voll kompensieren, was die Stoerung der Energiebilanz betrifft. Einige Studien sind auch zu dem Ergebnis gekommen, dass das negative Forcing durch Aerosole ueber den gleichen Zeitraum auch vom Betrag her groesser geworden ist (z.B., um ca. -0.1 W/m^2 seit 2000, siehe Solomon et al., Science, 2011, doi:10.1126/science.1206027).

Noch mehr ist falsch in Ihrem Artikel, Herr Kulke, aber mein Kommentar ist mittlerweile lang genug. Vielleicht ein anderes Mal.
----- snip -----

No comments:

Post a Comment