Monday, May 27, 2013

Zensiert bei Donner und Doria - 2

Hier ist ein weiterer Kommentar von mir, den ich in Ulrich Kulkes Blog "Donner + Doria" im thread "Einheits-Klimaforschung - Teil 2: Das UBA Papier" nicht veroeffentlichen durfte. Es handelt sich um eine Antwort auf einen Kommentar von Ulrich Berger im selben thread, der auch einen link zu dem Artikel "Eine Analyse der Globaltemperaturen seit 1880 mit dem Versuch einer Prognose bis 2100" von ihm enthielt. In meinem Kommentar lege ich auch dar, welche Fehler ich bereits bei den Annahmen in seinem Artikel sehe.

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"Nun Herr Perlwitz, das mit den empirischen Daten habe ich kürzlich versucht, eben eine Datenanalyse der seit 1880 gemessenen Globaltemperaturen und CO2-Verläufe ohne jede Zusatzannahme. Daraus habe ich eine Prognose abgeleitet."

Herr Berger, eine Veroeffentlichtung in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift ist das nun allerdings nicht. Ich habe mir Ihren Text aber durchgelesen, und da sind mir doch bereits auf den ersten Blick gleich am Anfang Ihrer Berechnungen drei fragwuerdige Dinge aufgefallen. Sie sagen zwar, "ohne Zusatzannahmen", aber doch machen Sie einfach ein paar willkuerliche Annahmen, die ich fuer falsch halte.

1. Sie nehmen einfach an, dass der Temperaturtrend vor 1940 einzig und allein auf natuerliche Ursachen zurueckzufuehren sei. Diese Annahme ist voellig willkuerlich und ignoriert, dass der CO2 Gehalt von vorindustrieller Zeit bis 1940/1950 bereits von ca. 280 auf ca. 310 ppm angestiegen war. Das ist zwar vom Absolutbetrag weniger als der Anstieg nach 1950, aber einfach vernachlaessigbar ist der Anstieg auch nicht. Denn der Zusammenhang zwischen CO2-Mischungsverhaeltnis und Strahlungsforcing durch das CO2 ist logarithmisch. Der Betrag des Forcings vom CO2 durch den Anstieg von 280 ppm auf 310 ppm betraegt mehr als 40% des Forcings durch den Anstieg von 310 ppm auf die heutigen Werte. So ist es doch eher wahrscheinlich, dass zumindest ein Teil auch des Trends von vor 1940 bereits durch das anthropogene CO2 verursacht wurde.

2. Dann nehmen Sie willkuerlich an, dass sich der angebliche natuerliche Trend von vor 1940 einfach linear in die Zukunft fortsetzt. Sie haben aber keinerlei physikalische Begruendung anzubieten, wo dieser angebliche natuerliche Trend herkommen soll. Sie begruenden die lineare Fortschreibung damit, dass es nicht plausibel sei, einfach ein Abbrechen des Trendes anzunehmen. Dabei wird doch umgekehrt ein Schuh draus. Wenn man keine physikalische Erklaerung fuer einen Trend hat, gibt es auch keine plausible Begruendung, einfach einen Trend anzunehmen.

3. Sie nehmen einfach willkuerlich an, dass das anthropogene CO2 der einzige anthropogene unter den Faktoren waere, die den Temperaturverlauf signifikant beeinflussen wuerden, und der Verlauf der Temperaturkurve nach Abzug des Beitrages durch diesen Faktor haette dann nur natuerliche Ursachen, irgendwelche Solarzyklen und ein unerklaerter natuerlicher Trend. Sie ignorieren einfach, dass es auch andere anthropogene Faktoren gibt. Neben den anderen langlebigen anthropogenen Treibhausgasen sind z.B. die anthropogenen Aerosole auch ein ganz wichtiger Faktor, die zudem eine starke zeitliche und raeumliche Variabilitaet haben. Diese Aerosole haben Netto einen bedeutenden Abkuehlungseffekt. Z.B., Sie fuehren das Stagnieren des Temperaturverlaufes zwischen 1940 und 1970 einfach auf natuerliche Zyklen zurueck. Anthropogene Aerosole nahmen aber in dieser Zeit auch zu. Einige Wissenschaftler stellten dann ja in den 70er Jahren auch die Hypothese auf, dass bei einer weiteren Zunahme der anthropogenen Aerosole der Abkuehlungseffekt so gross werden koennte, dass ein Bifurkationspunkt im Klimasystem erreicht werden koennte, an dem eine neue Kaltzeit getriggert wuerde. (Und dann gibt es ja auch andere natuerliche Faktoren neben der Solaraktivitaet, z.B., vulkanische Aerosole.)

"Ich komme (nur aus den Messdaten!) bis zum Jahr 2100 auf einen Temperaturanstieg von etwa 1,4°C (bzgl. vorinustriellem Niveau) , weit unter der *heiligen* 2°-Marke."

Nein, Sie kommen darauf nicht "nur aus den Messdaten". Sie kommen darauf aus einer Kombination von Messdaten und statistischen Fits ohne jede Physik, die sie auf der Basis von willkuerlichen, falschen Annahmen vornehmen.

"Alle IPCC-Modelle, die weit höhere Erwärmungen ausrechnen, können das hingegen nur, indem sie eine starke Wasserdampfrückkopplung des CO2-Treibhauseffektes POSTULIEREN. Wo ist da die empirische Basis? Sie existiert schlichtweg nicht."

Das IPCC betreibt keine Modelle. Die Modelle werden von verschiedenen Wissenschaftlergruppen an Universitaeten und anderen Forschungseinrichtungen in der Welt betrieben.

Wie kommen Sie auf die Behauptung, dass die CO2-Wasserdampf-Rueckkoppelung in den Klimamodellen POSTULIERT wuerde?

Wie kommen Sie auf die Behauptung, dass keine empirische Basis fuer die Realitaet der CO2-Wasserdampf-Rueckkoppelung in der Natur existieren wuerde?

Was genau bestreiten Sie denn bzgl. der Physik des Wasserdampfes in der Atmosphaere, ueber die Sie behaupten, dass es fuer diese keine empirische Basis gaebe? Dass Wasserdampf ein Treibhausgas sei? Oder die Gueltigkeit der Clausius-Clapeyron-Gleichung? Dass die Verdunstung von Wasser mit der Temperatur zunehmen wuerde? Den exponentiellen Zusammenhang zwischen der Temperatur und der Aufnahmefaehigkeit eines Volumens bzgl. Wasserdampf?

"Denn wie meine Analyse zeigt, genügt eine Klimasensivität des CO2 von 0,6...0,65 °C pro Verdopplung (ohne Rückkopplung also), die Messdaten zu reproduzieren."

Ihre Analyse zeigt das nicht, denn Ihre Analyse ist falsch. Die Annahmen Ihrer Analyse sind bereits falsch.

"Was die sog. "Klimawandelskeptiker" angeht: Die meisten von denen bestreiten nicht, dass es bis 2000 wärmer geworden ist (seitdem allerdings nicht mehr)."

Zu behaupten, es waere ueber die 13 Jahre seit dem Jahre 2000 "nicht mehr" waermer geworden, ist als Aussage ueber den globalen Erwaermungstrend nicht so viel sinnvoller als die Aussage, dass es seit gestern nicht mehr waermer geworden waere, denn die Aussage wird auf der Grundlage zu weniger Daten getroffen. Der Temperaturtrend seit 2000 ist positiv, aber er ist nicht statistisch signifikant. Dass ein Trend in einer Zeitserie nicht mit statistischer Signifikanz festgestellt werden kann, ist fuer die Schlussfolgerung, dass der Trend abwesend waere, nicht hinreichend, wenn es sich nur um einen begrenzten Datensatz handelt.

Der Temperaturtrend von ca. 1975 bis heute ist dagegen eindeutig statistisch signifikant, mit drei bis vier Standardabweichungen. Der Temperaturverlauf seit dem Jahr 2000 mag zwar, so wie auch der Temperaturverlauf seit gestern, nicht statistisch vom Nulltrend unterscheidbar sein, er ist aber auch statistisch nicht von dem statistisch signifikanten Trend seit 1975 unterscheidbar. Die Fluktuationen der globalen Mitteltemperatur, sichtbar an der grossen Standardabweichung, sind fuer die begrenzte Zeitspanne seit 2000 einfach zu gross.

Der Behauptung der "Skeptiker" ueber den angeblich abwesenden Erwaermungstrend seit dem Jahr 2000, die hier von ihnen affirmiert wird, fehlt also die wissenschaftliche, empirisch-statistische Grundlage. Vielleicht aendert sich das ja, falls der Temperaturverlauf seit dem Jahr 2000 irgendwann in den kommenden Jahren tatsaechlich statistisch unterscheidbar von dem positiven statistisch signifikanten Trend wird, der von ca. 1975 an gegeben war und der Temperaturtrend seit 2000 nach wie vor statistisch nicht von Null verschieden ist. Dann gaebe es eine empirische Basis fuer die Behauptung der "Skeptiker". Bisher ist das aber nicht der Fall.
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Saturday, May 25, 2013

Zensiert bei Donner und Doria - 1

Folgende Antwort von mir auf users Lollobrigidas Kommentar wurde in dem "Klimaskeptiker"-Blog "Donner + Doria" im thread "Einheits-Klimaforschung - Teil 2: Das UBA Papier" zensiert. Der Blog wird vom Die-Welt-Journalisten Ulrich Kulke betrieben. Da mir das Eingehen auf Lollobrigidas Behauptungen dort verwehrt wird, veroeffentliche ich mein Kommentar hier.

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In der Tat hatte ich die Namen von Herrn Kulke und Herrn Vahrenholt falsch geschrieben. Aber zumindest hatte ich das konsistent in dem ganzen Kommentar gemacht. Zu meiner Entschuldigung moechte ich vorbringen, dass ich mich mehr auf den Inhalt konzentriert hatte, so dass mir das nicht aufgefallen war. Es war keine Boeswilligkeit. Ich werde versuchen, die Namen in der Zukunft korrekt zu schreiben.

Sie behaupten:

"Es bleibt dabei: Das Ausmaß, inwieweit der Mensch an der Klimaerwärmung beteiligt ist, ist eben nicht unumstritten, da klaffen die einzelnen Studien weit auseinander."

Ihre Behauptung ist nun auch nicht sehr konkret. Wie weit ist denn "weit auseinander"? Wieviele Studien gibt es denn, die infragestellen, dass die globale Erwaermung real sei und die hauptsaechliche Ursache der statistisch signifikanten globalen Erwaermung der letzten Jahrzehnte menschliche Aktivitaeten, insbesondere Treibhausgasemissionen waeren? Gibt es mehr als den sehr kleinen Anteil an Studien, der auch von Cook et al., (2013) festgestellt wurde? Wenn Sie das behaupten, auf welche Belege stuetzt sich Ihre Behauptung?

"Selbst der Entwurf für den nächsten Assessment Report des IPCC, der im September herauskommt, geht inzwischen von nicht mehr als 50 Prozent als gesichert heraus, und das will schon viel heißen."

Abgesehen von der Ethik-Verletzung, die der/diejenige begangen hat, der/die den Entwurf oeffentlich verbreitet hat, wuerde ich doch gerne mal die Quelle wissen, wo Sie diese Behauptung herhaben. Ich vermute, von irgendeinem "Skeptiker"-Blog. Denn da sind Sie einer Luege aufgesessen, und Sie haben es anscheinend nicht fuer noetig gehalten, die Aussage zu ueberpruefen. Der draft report sagt naemlich etwas anderes. Der sagt aus, dass es extrem wahrscheinlich sei, dass mindestens 50% der globalen Erwaermung seit Mitte des letzten Jahrhunderts durch menschliche Aktivitaeten verursacht worden sei, und dass der Beitrag der Treibhausgase zum Trend von ca. 0.6 K von 1951 bis 2010 sehr wahrscheinlich zwischen 0.6 K und 1.4 K betraegt (Seite 10-3).

"Dabei sind darin noch nicht einmal die letzten Studien berücksichtlgt, die feststellten, dass die CO2-Sensitivität offenbar deutlich zu hoch bewertet wurden".

Relevant waeren fuer die Frage des Konsenses unter den Wissenschaftlern, ob AGW real ist, wenn es neue relevanten Studien zur Klimasensitivitaet gabe, die genau aus diesem Konsens herausfallen. Ansonsten gab es schon immer einige Studien mit niedrigeren Schaetzungen zur Klimasensitiviaet und andere mit hoeheren Schaetzungen. Es ist ja nicht so, dass da bisher nur ein einzelner fixer Wert als gueltig angesehen worden waere. Auch die neueren Schaetzungen werfen vorherige Aussagen, z.b im IPCC Report 2007 nicht ueber den Haufen, selbst wenn der Wert, dem die hoechste Wahrscheinlichkeit zugeschrieben wird, etwas niedriger ausfaellt.

"mal abgesehen von den Studien, die zwar eine menschliche Beteiligung konstatieren, aber den Ruß/Albedoeffekt deutlich in den Vordergrund rücken."

Worueber reden Sie? Es gibt keine Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass der Soot-Albedo Effekt auf das Klima groesser sei, als der Effekt der anthropogenen Treibhausgasemissionen, nicht mal gleich so gross. Es sei denn, ich habe da was uebersehen. Dann muessten Sie mir die Studie nennen, die zu so einem Ergebnis gekommen sein soll. Die Angabe des doi-keys genuegt.

"Hier eine Einheitlichkeit vorzugaukeln, wirkt reichlich hilflos."

Wer behauptet denn diese "Einheitlichkeit" bzgl. jeden Aspektes zur globalen Klimaaenderung? Oder ist diese Behauptung ueber die angebliche Behauptung einer "Einheitlichkeit" vielleicht nur ein Strohmannargument? Diejenigen, die das Wort "Einheitlichkeit" gebrauchen, sind doch auch nur Herr Kulke und Sie und vielleicht Ihnen gleichgesinnte Personen.

Dass bestimmte zentrale Aussagen in einem wissenschaftlichen Fachgebiet mit der Zeit den Status eines Paradigmas bekommen, ist nicht das gleiche wie "Einheitlichkeit" zu allen Fragen.

"Wo fangen eigentlich die "Skeptiker" an, und wo ist man noch im erlaubten Bereich? Und ab wann ist man "falscher Skeptiker", kein richtiger mehr?"

Das ist gar nicht so schwer auseinanderzuhalten, wer ein wahrer und wer ein falscher Skeptiker ist. Das haengt nicht davon ab, welcher wissenschaftlichen Hypothese oder Theorie man skeptisch gegenuebersteht, sondern davon, welche Form von Argumenten bzw. Pseudoargumente man gegen die Hypothese oder Theorie vorbringt. Man erkennt die falschen Skeptiker an der Methode. Wahre Skeptiker verwenden wissenschaftliche Argumente, und wenn sie eine Hypothese oder Theorie ablehnen, dann stellen sie eine alternative Hypothese auf, und testen diese mit der gleichen wissenschafltichen Rigorositaet, die sie von anderen Wissenschaftlern erwarten. Skeptizismus gehoert zum beruflichen Profil eines Wissenschaftlers.

Falsche Skeptiker greifen die wissenschaftlichen Hypothesen und Theorien, die von ihnen abgelehnt werden, mit unwissenschaftlichen Argumenten an, z.b, indem sie stattdessen persoenliche Angriffe auf die Wissenschaftler fahren, die diese Hypothesen oder Theorien in ihren Publikationen veroeffentlichen, oder sie bedienen sich logisch trugschluessiger Argumente, cherry picking, oder sie verbreiten schlichtweg tatsachenwidrige Behauptungen. Oft kommt das auch mit Verschwoerungsfantasien auf Seiten der falschen Skeptiker daher. Und aufgrund der stark politischen und ideologischen Motivierung, die viele der falschen "Skeptiker" antreibt, sieht man auch haeufig, dass politische und ideologische Argumente gegen die wissenschaftlichen Hypothesen und Theorien vorgebracht werden.

Sie, z.B., bedienen sich einer fuer falsche Skeptiker typischen Argumentationsfuehrung, in Ihrer Entgegnung auf meine Aussagen zu der angeblichen "Pause in der Klimaerwaermung". Waehrend ich inhaltliche Argumente dazu gebracht habe, wie mein Verweis auf die logisch und methodisch falsche Schlussfolgerung, die aus fehlender statistischer Signifikanz der Temperaturaenderung in der Troposphere ueber die letzten 15 Jahre gezogen wird, und mein Verweis auf andere Indikatoren dafuer, dass sich die globale Erwaermung fortsetzt, bedienen Sie sich des logisch trugschluessigen Arguments des Appells an die (angebliche) Mehrheitsmeinung, um meine Argumente vom Tisch zu wischen. Und mit extremer Wahrscheinlichkeit koennen Sie Ihre Behauptung, dass meine Argumente eine Aussenseiteransicht unter den Klimawissenschaftlern waere, auch gar nicht mal belegen.
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